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Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
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Shitstorm bricht über Schulz herein

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Quelle: @openeurope (Twitter)
Martin Schulz von der SPD schätze ich eigentlich sehr, weil er kein Blatt vor dem Mund nimmt, in TV-Diskussionen (z.B. in der Sendung ImZentrum im ORF) kämpferisch, engagiert und direkt auftritt. Damals, als es um die russische Annexion der Krim ging, redete Schulz Klartext mit dem russischen Botschafter. Das hat mir sehr imponiert. Laut seinem Wahlprogramm und auch der Überzeugung, die er nach außen trägt, ist Schulz gegen Nationalismus. Umso peinlicher hingegen das Wahlinserat, das heute in der deutschen BILDzeitung erschien (für Österreicher: diese Zeitung ist kaum besser als das Käseblatt ÖSTERREICH, und sie ist keineswegs repräsentativ für das Gedankengut aller Deutschen und erst recht nicht als Quelle für irgendwelche Vermutungen, egal ob gesellschaftlich oder politisch, geeignet - für Langfristprognosen übrigens auch nicht), indem neben einem Bild von Schulz geworben wird mit "Nur wenn Sie Martin Schulz wählen, kann ein Deutscher EU-Kommisionspräsident werden."

Auf Twitter ist ein regelrechter Shitstorm über Schulz hereingebrochen. Patriotismus, Nationalismus, der Rechtspopulismus werde gestärkt. Ich kann nur spekulieren, was sich die Wahlkampfhelfer und PR-Strategen bei diesem Sager gedacht haben, auf billigste Weise der rechtspopulistischen AfD Stimmen abzuluchsen? Bei differenziert denkenden Wählern kommt er jedenfalls nicht gut an und könnte auch die ein oder andere Stimme kosten. Auf der anderen Seite muss man auch die Kirche im Dorf lassen: Schulz ist kein Nationalist und weit davon entfernt, einer zu werden, rein inhaltlich schon nicht, während das, was auf NPD, AfD, FPÖ,etc.-Plakaten steht, leider auch im Parteiprogramm wiederzufinden ist.

In keinem Land, weder in Österreich noch in Deutschland, sind Plakate und Inserate hellen Köpfen von PR-Strategen entsprungen. Plumber Populismus findet sich genauso bei der grünen KrummeGurkenTruppe (herrlicher Cartoon dazu im Moff-Hefterl, letzte Ausgabe), oder plakative Nullaussagen "Sozial statt egal". Würde man rein nach Plakaten wählen wollen, täte mans gleich bleiben lassen und die Tischkante vollständig abbeißen.

Das soll den Populismus von Schulz nicht rechtfertigen (vielleicht äußert er sich zu den Vorwürfen ja noch selbst), nur soll es die Relationen gerade rücken. Die SPD ist nicht rechts. Gut, als sie mit rotgrün an der Macht waren und Hartz4 beschlossen, ebenso die scharfen Sicherheitsgesetze, konnte man den Eindruck gewinnen, aber das hat nichts mit dem Nationalismus zu tun, der von anderen Seiten droht.  

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