Quantcast
Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 209

Des Geistes Kind

$
0
0
Nach dem Sieg der Kunstfigur Conchita Wurst des Travestiekünstlers Tom Neuwirth beim Europäischen Songcontest hörten die überschwänglichen Jubelbekundigungen nicht mehr auf, wie weltoffen sich Österreich präsentierte.

Nach dem Shitstorm gegen Frauenministerin Heinisch-Hosek, die es wagte, den volksdümmlichen Sänger Andreas Gabalier darauf hinzuweisen, dass nach einer Gesetzesänderung die Bundeshymne neben den "Heimat großer Söhne" auch Töchter enthält, sind die aufklärerischen Verhältnisse im Land wieder zurecht gerückt worden.

"Das sei schlecht zu singen, und weil's immer schu so war, und überhaupt, i hab des in da schui so glernt" ... ist wiederum typisch österreichisch. "Weil wir das schon immer so gemacht haben!" - um es auf Hochdeutsch auf das zentrale Lebensmotto herunterzubrechen.

Das ist die eine Kehrseite, die andere Kehrseite ist das mangelnde Verständnis um Gleichberechtigung. Selbst wenn das durchaus nachvollziehbare Argument käme, dass doch die Bundeshymne völlig Wurst sei, und es auf die Gleichberechtigung auf der Arbeit (z.B. gleiche Gehälter) ankäme, rechtfertigt das noch lange nicht, auf so niederträchtige Art und Weise eine Ministerin fertigzumachen, die einen repräsentativen Liedtext einfordert.

Die Gleichberechtigung in der Arbeit ist im Artikel 23, Absatz 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geregelt:

Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Warum dauert die Umsetzung so lange?

Das betrifft natürlich auch andere Aspekte, sei es der Umgang mit allen Randgruppen in der Gesellschaft, mit Migranten, mit Flüchtlingen, wo alleine schon die Begriffe "Auffanglager", "Flüchtlingslager", "Asylwerber" negativ konnotiert sind.

Die Flüchtlinge kommen - no na net - aus einem Land, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, und landen voller Hoffnung auf Besserung im ach so zivilisierten Europa, in Ländern, in denen IHRE Rechte mit Füßen getreten werden. Und überhaupt, sich sehr, sehr viel Zeit lässt, die Vorgaben der UN in die Realität umzusetzen. Gleichberechtigung? Ja sicher, irgendwann mal.

"Ich weiß, das klingt alles sehr kompliziert ..."(Fred Sinowatz)

Viewing all articles
Browse latest Browse all 209