Als nahezu täglicher Benutzer des Wiener-Linien-Netzes bin ich in Summe sehr zufrieden. Auch meine Gäste aus Deutschland sind begeistert, wie weit man mit einem Tagesticket fahren kann, und wie zahlreich die Umstiegsmöglichkeiten sind. Ich persönlich vermeide die U-Bahn, wo möglich, weil die langen Umstiegswege Zeit kosten und je nach Uhrzeit durch wuselnde Menschenmassen führen. Mit der Straßenbahn kann man das U-Bahn-Netz weitgehend ersetzen, hinzu kommen noch die Vorortelinie (S45) und Stammstrecke (zwischen Floridsdorf und Meidling) der S-Bahn, und die zahlreichen Buslinien.
Einzig happig sind die Tickets, die über einen kürzeren Zeitraum gelten. Ein 48-Std-Ticket kostet fast so viel wie ein 72-Std.-Ticket und das wiederum fast so viel wie ein Wochenticket. Für Kurzbesucher also recht happig, wenn man vergleicht, dass das Jahresticket rund ein Euro pro Tag kostet.
Über die Preise kann man sonst aber nicht meckern. In anderen Großstädten fährt die U-Bahn alle 5-8 Minuten zur Rush-Hour, z.B. in Stuttgart, in Wien schon mal alle 1-3 Minuten.
Auch das beste Netz hat seine Problemstellen, die man als täglicher Nutzer natürlich kennt.
U-Bahn....
Viele Stationen haben zu wenig Aufzüge. Ich weiß nicht, wie man damals gedacht hat, aber nicht nur Rollstuhlfahrer sind auf Aufzüge angewiesen, sondern auch Eltern mit Kinderwägen und gehbehinderte Menschen, die auf Rolltreppen unsicher sind (besonders ältere Menschen). Ein Aufzug reicht nicht, und die Bevölkerung altert!
S-Bahn ....
Bei der Vorortelinie, aber auch teilweise bei den anderen S-Bahn-Strecken, verfügt teilweise nur ein Zugang zum Bahnsteig über einen Aufzug, während der andere Zugang ausschließlich über Treppen zugänglich ist. Übrigens haben auch abwärts fahrende Rolltreppen ihre Berechtigung. Das weiß jeder, der schon mal einen heftigen Muskelkater in den Beinen gehabt hat - Stiegen abwärts steigen ist dann eine Qual! Wie geht es erst dauerhaft gehbehinderten Menschen damit?
Zudem fahren gerade auf der Stammstrecke immer noch zahlreiche alte S-Bahn-Garnituren, die keinen barrierefreien Einstieg haben. Einmal musste ich die zugehende Tür fast gewaltsam zurückhalten, damit eine Mutter mit Kinderwagen noch einsteigen konnte.
Über die Intervalle kann man dagegen nicht meckern. Auf der Stammstrecke gibt es ausreichend Züge, hier ist eine Taktverdichtung auch kaum noch möglich.
Buslinien ...
Hier geht die Kritik weniger an die Wiener Linien als an die individualverkehrslastige Bevorzugung. Busse ohne eigenen Fahrstreifen stehen im Stau, an Ampeln und leiden unter Falschparkern bzw. engen Gassen, die zugeparkt sind.
Die längeren Gelenkbusse, die seit April 2015 auf der Linie 13A unterwegs sind, haben die bis dato heillos überfüllten Busse etwas entlasten können. Wenn man es eilig hat, ist der Bus wahrscheinlich die unsicherste Alternative aufgrund des Individualverkehrs. Außer man befährt eine Linie mit kurzen Intervallen wie den 13A.
Etwas schlechter ist die Situation am Stadtrand bzw. in den Vororten, wo die Intervalle größer sind. Hier könnte man vielleicht den ein oder anderen Autofahrer abholen, der aufgrund der ungünstigen Anbindung auf das Auto umsteigt.
Straßenbahnlinien ...
Mein Reizthema, weil es mein liebstes Verkehrsmittel ist: Die Zustiegswege sind am kürzesten, die Fahrt mit Sitzplatz am bequemsten (im Bus manchmal ein ziemliches Geholper).
Das Straßenbahnnetz an sich ist schon ziemlich genial, doch nach wie vor sind zahlreiche alte Garnituren unterwegs, die zwar hübsch ins Stadtbild passen und die Nostalgie vermitteln, aber alle nicht über barrierefreie Zustiege verfügen. Eltern mit Kinderwagen kommen ohne Hilfe nicht hinein oder hinaus, Rollstuhlfahrer kommen gar nicht hinein. Je nach Linie und Uhrzeit müssen sie 20-40 min auf die nächste ebenerdige Straßenbahn warten - das ist einer Großstadt unwürdig! Die Modernisierung der Straßenbahnflotte dauert Jahre!
Auch die erste, nachfolgende Niederflurbahn ist eine Fehlkonstruktion - besonders im Hochsommer! Denn aus irgendwelchen Gründen hat man keine Klimaanlage eingebaut, sondern nur winzige Fenster, die längst nicht reichen, durch den Fahrtwind das Innere abkühlen zu lassen. Ich bin an drei Tagen bei Hitze mit der Linie 44 gefahren, und zwar mehrmals am Tag. Von rund 10 Garnituren waren vielleicht 2 gekühlt, der Rest war innendrin gefühlte 30 Grad und mehr heiß. Eine hohe Belastung für alte und kreislaufschwache Menschen, mit der Gefahr zu kollabieren. Die Umrüstung auf klimatisierte Niederflurbahnen dauert ebenso Jahre, da die Leasingverträge zu erfüllen sind.
Zudem weisen manche Linien ausschließlich Niederflurbahnen auf, z.B. 44 und 46, die beide etwas seltener fahren als andere Linien, während die Linie 2 zur Hälfte bis zu zwei Drittel mit den alten Garnituren geführt wird. Entsprechend ist die Linie 2 anfälliger für schadhafte Garnituren und Verspätungen, was gerade in den seltener frequentierten Morgenstunden nervt. Wer am Wochenende frühmorgens arbeiten muss, und die alle 15 min fahrende Straßenbahn ausfällt, hat Pech gehabt. Die Linie 2 ist besonders wichtig, weil man gerade im Westen sonst keine Möglichkeit hat, zügig in die Innenstadt und nach Osten zu kommen. Die U3 ist weiter entfernt, die U6 fährt nur Nord-Süd. Die U5 wird erst in 10 Jahren fertiggestellt sein. Ich bin als 2er Stammnutzer auf eine zuverlässige Straßenbahn angewiesen.
Was man den Wiener Linien wie bei den Busverbindungen nicht ankreiden kann, trifft auch bei den Straßenbahnlinien zu: Ampeln blockieren das Vorankommen. Die 44er-Minuten sind gefühlt die längeren Warteminuten, weil viele Ampeln das Vorankommen erschweren. Dann steigt noch schnell ein Fahrgast zu, und die Ampel springt wieder auf Rot. Manche Linien sind bevorzugt, weil sie über längere Strecken unterirdisch fahren (z.B. der 18er oder 6er) bzw. einen eigenen Gleistrog besitzen (z.B. 6,18 und 71), Innenstadtlinien stehen dafür eher im Stau oder weisen besonders viele Ampeln auf (z.B. 5,9).
Besonders ein Dorn im Auge sind mir die häufigen Sperren am Samstag bzw. generell bei Demonstrationen am Ring. Die Linie 2 wird dann besonders oft kurzgeführt und ich muss wieder Umwege in Kauf nehmen. Und das nicht einmal im Monat, sondern nahezu jeden Samstag und bei zusätzlichen Veranstaltungen.
Trotz Verbesserungspotential, etwa Bevorzugung vor dem Individualverkehr, Taktverdichtung am Stadtrand (um Pendler abzuholen), mehr barrierefreie Garnituren und Zustiegswege, möchte ich eines Positives erwähnen: Die Wiener Linien besitzen unter @wienerlinien einen Twitteraccount und antworten auf die meisten Fragen und Kritikpunkte durchwegs höflich und bereitwillig. Daran könnten sich so manch andere Grundversorgungsleister eine Scheibe abschneiden!
Einzig happig sind die Tickets, die über einen kürzeren Zeitraum gelten. Ein 48-Std-Ticket kostet fast so viel wie ein 72-Std.-Ticket und das wiederum fast so viel wie ein Wochenticket. Für Kurzbesucher also recht happig, wenn man vergleicht, dass das Jahresticket rund ein Euro pro Tag kostet.
Über die Preise kann man sonst aber nicht meckern. In anderen Großstädten fährt die U-Bahn alle 5-8 Minuten zur Rush-Hour, z.B. in Stuttgart, in Wien schon mal alle 1-3 Minuten.
Auch das beste Netz hat seine Problemstellen, die man als täglicher Nutzer natürlich kennt.
U-Bahn....
Viele Stationen haben zu wenig Aufzüge. Ich weiß nicht, wie man damals gedacht hat, aber nicht nur Rollstuhlfahrer sind auf Aufzüge angewiesen, sondern auch Eltern mit Kinderwägen und gehbehinderte Menschen, die auf Rolltreppen unsicher sind (besonders ältere Menschen). Ein Aufzug reicht nicht, und die Bevölkerung altert!
S-Bahn ....
Bei der Vorortelinie, aber auch teilweise bei den anderen S-Bahn-Strecken, verfügt teilweise nur ein Zugang zum Bahnsteig über einen Aufzug, während der andere Zugang ausschließlich über Treppen zugänglich ist. Übrigens haben auch abwärts fahrende Rolltreppen ihre Berechtigung. Das weiß jeder, der schon mal einen heftigen Muskelkater in den Beinen gehabt hat - Stiegen abwärts steigen ist dann eine Qual! Wie geht es erst dauerhaft gehbehinderten Menschen damit?
Zudem fahren gerade auf der Stammstrecke immer noch zahlreiche alte S-Bahn-Garnituren, die keinen barrierefreien Einstieg haben. Einmal musste ich die zugehende Tür fast gewaltsam zurückhalten, damit eine Mutter mit Kinderwagen noch einsteigen konnte.
Über die Intervalle kann man dagegen nicht meckern. Auf der Stammstrecke gibt es ausreichend Züge, hier ist eine Taktverdichtung auch kaum noch möglich.
Buslinien ...
Hier geht die Kritik weniger an die Wiener Linien als an die individualverkehrslastige Bevorzugung. Busse ohne eigenen Fahrstreifen stehen im Stau, an Ampeln und leiden unter Falschparkern bzw. engen Gassen, die zugeparkt sind.
Die längeren Gelenkbusse, die seit April 2015 auf der Linie 13A unterwegs sind, haben die bis dato heillos überfüllten Busse etwas entlasten können. Wenn man es eilig hat, ist der Bus wahrscheinlich die unsicherste Alternative aufgrund des Individualverkehrs. Außer man befährt eine Linie mit kurzen Intervallen wie den 13A.
Etwas schlechter ist die Situation am Stadtrand bzw. in den Vororten, wo die Intervalle größer sind. Hier könnte man vielleicht den ein oder anderen Autofahrer abholen, der aufgrund der ungünstigen Anbindung auf das Auto umsteigt.
Straßenbahnlinien ...
Mein Reizthema, weil es mein liebstes Verkehrsmittel ist: Die Zustiegswege sind am kürzesten, die Fahrt mit Sitzplatz am bequemsten (im Bus manchmal ein ziemliches Geholper).
Das Straßenbahnnetz an sich ist schon ziemlich genial, doch nach wie vor sind zahlreiche alte Garnituren unterwegs, die zwar hübsch ins Stadtbild passen und die Nostalgie vermitteln, aber alle nicht über barrierefreie Zustiege verfügen. Eltern mit Kinderwagen kommen ohne Hilfe nicht hinein oder hinaus, Rollstuhlfahrer kommen gar nicht hinein. Je nach Linie und Uhrzeit müssen sie 20-40 min auf die nächste ebenerdige Straßenbahn warten - das ist einer Großstadt unwürdig! Die Modernisierung der Straßenbahnflotte dauert Jahre!
Auch die erste, nachfolgende Niederflurbahn ist eine Fehlkonstruktion - besonders im Hochsommer! Denn aus irgendwelchen Gründen hat man keine Klimaanlage eingebaut, sondern nur winzige Fenster, die längst nicht reichen, durch den Fahrtwind das Innere abkühlen zu lassen. Ich bin an drei Tagen bei Hitze mit der Linie 44 gefahren, und zwar mehrmals am Tag. Von rund 10 Garnituren waren vielleicht 2 gekühlt, der Rest war innendrin gefühlte 30 Grad und mehr heiß. Eine hohe Belastung für alte und kreislaufschwache Menschen, mit der Gefahr zu kollabieren. Die Umrüstung auf klimatisierte Niederflurbahnen dauert ebenso Jahre, da die Leasingverträge zu erfüllen sind.
Zudem weisen manche Linien ausschließlich Niederflurbahnen auf, z.B. 44 und 46, die beide etwas seltener fahren als andere Linien, während die Linie 2 zur Hälfte bis zu zwei Drittel mit den alten Garnituren geführt wird. Entsprechend ist die Linie 2 anfälliger für schadhafte Garnituren und Verspätungen, was gerade in den seltener frequentierten Morgenstunden nervt. Wer am Wochenende frühmorgens arbeiten muss, und die alle 15 min fahrende Straßenbahn ausfällt, hat Pech gehabt. Die Linie 2 ist besonders wichtig, weil man gerade im Westen sonst keine Möglichkeit hat, zügig in die Innenstadt und nach Osten zu kommen. Die U3 ist weiter entfernt, die U6 fährt nur Nord-Süd. Die U5 wird erst in 10 Jahren fertiggestellt sein. Ich bin als 2er Stammnutzer auf eine zuverlässige Straßenbahn angewiesen.
Was man den Wiener Linien wie bei den Busverbindungen nicht ankreiden kann, trifft auch bei den Straßenbahnlinien zu: Ampeln blockieren das Vorankommen. Die 44er-Minuten sind gefühlt die längeren Warteminuten, weil viele Ampeln das Vorankommen erschweren. Dann steigt noch schnell ein Fahrgast zu, und die Ampel springt wieder auf Rot. Manche Linien sind bevorzugt, weil sie über längere Strecken unterirdisch fahren (z.B. der 18er oder 6er) bzw. einen eigenen Gleistrog besitzen (z.B. 6,18 und 71), Innenstadtlinien stehen dafür eher im Stau oder weisen besonders viele Ampeln auf (z.B. 5,9).
Besonders ein Dorn im Auge sind mir die häufigen Sperren am Samstag bzw. generell bei Demonstrationen am Ring. Die Linie 2 wird dann besonders oft kurzgeführt und ich muss wieder Umwege in Kauf nehmen. Und das nicht einmal im Monat, sondern nahezu jeden Samstag und bei zusätzlichen Veranstaltungen.
Trotz Verbesserungspotential, etwa Bevorzugung vor dem Individualverkehr, Taktverdichtung am Stadtrand (um Pendler abzuholen), mehr barrierefreie Garnituren und Zustiegswege, möchte ich eines Positives erwähnen: Die Wiener Linien besitzen unter @wienerlinien einen Twitteraccount und antworten auf die meisten Fragen und Kritikpunkte durchwegs höflich und bereitwillig. Daran könnten sich so manch andere Grundversorgungsleister eine Scheibe abschneiden!