Vorweg:
Zum Zeitpunkt des Hochwassers verweilte ich in Finnland und bekam nur tröpfchenweise von Wasserständen epischen Ausmaßes (Hitzacker: Höchster Stand der Elbe seit 400 Jahren, Passau: höherer Wasserstand als 1501) mit:
Als Berufsmeteorologe war ich bis einschließlich Samstag für Prognosen zuständig und hatte damit einen umfangreichen Überblick über die Ausgangslage, mit dem nassen Spätwinter und Frühling als Vorgeschichte und den sich anbahnenden Regenmengen, die zwischen Donnerstag und Montag fallen sollten, besonders beim zweiten Ereignis sollte die Schneefallgrenze zudem ansteigen und ein Teil der zuvor als Neuschnee gefallenen Niederschlagsmengen wieder in den Wasserkreislauf rückgeführt werden.
Die Kombination aus anhaltendem, teils gewittrig durchsetzten, zumindest aber schauerartig verstärktem Dauerregen, Schneeschmelze und zuvor gesättigter Böden versprach schon Tage vor dem Zieldatum erhöhte Brisanz. Die Wettermodelle wechselten sich mit katastrophalen Regenmengen in den jetzt betroffenen Regionen ab, Einigkeit herrschte aber recht frühzeitig darüber, dass zwischen Tiroler Unterland und Salzkammergut, in weiten Teilen Bayerns sowie im Stau des Erzgebirges bedeutsame Regenmengen fallen werden, die bei den bereits hohen Wasserständen zu einer Verschärfung der Hochwasserlage führen mussten.
Wem muss man da einen Vorwurf machen?
Ich möchte hier nicht pauschalisieren, denn in den Regionen, die tatsächlich ein Jahrhunderthochwasser erlebt haben, von Wasserständen über jenen aus dem Jahr 1501 ganz zu schweigen, fehlt das kollektive Gedächtnis, die Erinnerung jedes Einzelnen an ein vergleichbares Ereignis. Wie soll man sich einer Gefahr bewusst sein, wenn nicht einmal die Uroma sich an eine ähnliche Katastrophe erinnern kann?
Hinterher ist man immer schlauer - für mich stellt sich daher vor allem die Frage, wie viel sich seit den Hochwasserjahren 2002 und 2005 (und 2010) getan hat, und welche Schlüsse man aus dem jetzigen (finanziellen und persönlichen) Desaster ziehen wird.
Und vielleicht sind jetzt auch all jene obergscheite Kritiker still, die die Holzhäuser in den Tornadoregionen der USA monierten, dabei aber den laschen Umgang mit dem Hochwasserschutz vor der eigenen Haustür geflissentlich übersehen haben.
Zum Zeitpunkt des Hochwassers verweilte ich in Finnland und bekam nur tröpfchenweise von Wasserständen epischen Ausmaßes (Hitzacker: Höchster Stand der Elbe seit 400 Jahren, Passau: höherer Wasserstand als 1501) mit:
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Pegelvergleich Passau (Quelle: wzforum.de) |
Die Kombination aus anhaltendem, teils gewittrig durchsetzten, zumindest aber schauerartig verstärktem Dauerregen, Schneeschmelze und zuvor gesättigter Böden versprach schon Tage vor dem Zieldatum erhöhte Brisanz. Die Wettermodelle wechselten sich mit katastrophalen Regenmengen in den jetzt betroffenen Regionen ab, Einigkeit herrschte aber recht frühzeitig darüber, dass zwischen Tiroler Unterland und Salzkammergut, in weiten Teilen Bayerns sowie im Stau des Erzgebirges bedeutsame Regenmengen fallen werden, die bei den bereits hohen Wasserständen zu einer Verschärfung der Hochwasserlage führen mussten.
Wem muss man da einen Vorwurf machen?
- Den Gemeinden - die die Versiegelung von natürlichem Überschwemmungsgebiet weiter zulassen und Flüsse in betonierte Bachbette zwingt
- Der Einsparungspolitik, die hydrologische Stellen teilweise unterbesetzt - im Fall vom HND Bayern war zwei Tage vor dem starken Pegelanstieg zunächst sogar von einer Entspannung der (1., vorangegangenen) Hochwasserlage die Rede, das folgende Hochwasser wurde recht milde mit "Nächstes Hochwasser steht bevor" angekündigt, etwas mehr Dramatik wäre angesichts der recht einheitlich hohen Niederschlagsprognosen angemessen gewesen. Obwohl der personelle Notstand oder strukturelle Probleme (angegeben werden immer nur die Mengen des Deutschen Wetterdiensts, weder Bandbreiten noch Unsicherheiten) Schuld an diesem Lagebericht tragen, sei dahingestellt
- Den Medien - die erst spät auf den Hochwasserzug aufsprangen und zuvor, was sonst durchaus löblich ist, ausführlichst über die verheerenden Tornados in den USA berichteten, dabei aber das sich abzeichende Hochwasserdrama übersahen (immerhin wurden in Südbayern, an Inn und Donau sowie an der Elbe und Trabanten verbreitet höhere Wasserstände als zur "Jahrtausendflut" 2002 erreicht - von den heftigen Regenfällen mit Erdrutschen, Schlammlawinen und Murenabgängen in den Nordalpen ganz zu schweigen).
- Der Bevölkerung, die teils bewusst im Hochwassergebiet baut, aber denkt "mir passiert das sowieso nicht", und der das Gefühl für den "Nutzungsbedarf" der Natur zunehmend abhanden kommt, die glaubt, man könne die Natur bezwingen, wenn man sie nur genug einzwingt.
Ich möchte hier nicht pauschalisieren, denn in den Regionen, die tatsächlich ein Jahrhunderthochwasser erlebt haben, von Wasserständen über jenen aus dem Jahr 1501 ganz zu schweigen, fehlt das kollektive Gedächtnis, die Erinnerung jedes Einzelnen an ein vergleichbares Ereignis. Wie soll man sich einer Gefahr bewusst sein, wenn nicht einmal die Uroma sich an eine ähnliche Katastrophe erinnern kann?
Hinterher ist man immer schlauer - für mich stellt sich daher vor allem die Frage, wie viel sich seit den Hochwasserjahren 2002 und 2005 (und 2010) getan hat, und welche Schlüsse man aus dem jetzigen (finanziellen und persönlichen) Desaster ziehen wird.
Und vielleicht sind jetzt auch all jene obergscheite Kritiker still, die die Holzhäuser in den Tornadoregionen der USA monierten, dabei aber den laschen Umgang mit dem Hochwasserschutz vor der eigenen Haustür geflissentlich übersehen haben.
- Warum leben so viele Menschen in der Kornkammer der USA, die gleichzeitig die tornadoreichste Region weltweit ist?
- Warum nähren sich die Napolitaner von den fruchtbaren Böden am Fuße eines Supervulkans?
- Warum lassen sich die Menschen seit Jahrhunderten in der Wachau, dem Weltnaturerbe, nieder, obwohl gerade dort die Donau zum reißerischen Strom werden kann?