Menschen einfach zu vertreiben, ohne ihnen einen sicheren Unterschlupf zu bieten, ist unmenschlich - so wie kürzlich im Stadtpark geschehen. Die Obdachlosen weichen damit nur auf andere Plätze aus, während die Notschlafstellen bereits überlastet sind.
Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien unterwegs ist, besonders in den U-Bahn-Stationen, trifft regelmäßig auf die unterschiedlichsten Auswüchse von Obdachlosigkeit und Bettlertum. Wenn es kalt ist, liegen die Obdachlosen mit Schlafsäcken oder Decken in den U-Bahn-Stationen, besonders am Karlsplatz.
Einem von ihnen begegne ich immer wieder, was bei mir Schrecken und tiefe Betroffenheit hervorruft. Es handelt sich um einen älteren Mann in völlig verwahrlosem Zustand, mit zerschlissener Kleidung, grauem-verdrecktem Bart und ebenso grauen Haaren. Seit drei Jahren ist er meist zwischen Reumannplatz und Karlsplatz unterwegs und uriniert vor allen Fahrgästen in die voll besetzte U-Bahn, in die Mistkübel, direkt auf die U-Bahn-Steige oder zuletzt beim Abgang Oper direkt vor den Lift. Wie erreicht man solche Menschen, die sich nur mehr rein instinktiv verhalten? Die wie verschreckte Tiere umhergehen, deren glasige Augen leer und teilnahmslos sind. Sicherlich ist die erste Reaktion von uns 'zivilisierten Menschen', angewidert zu sein, den Schritt zu beschleunigen, den Wagon zu wechseln. Doch der Obdachlose bleibt - außer er wird uns gewaltsam aus den Augen geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Neben den Obdachlosen gibt es noch die klassischen "haste mal n Euro"-Bettler, aber auch die rumänischen BettlerInnen, die durch die U-Bahn gehen, dabei singen oder auf einem Stock gebückt mit flehendem Blick um Spenden bitten. Viele von uns fühlen sich durch die direkte Ansprache in der persönlichen Integrität verletzt, oder anders gesagt: Niemand lässt sich gerne einen Spiegel vor Augen setzen, wenn es heißt, Farbe zu bekennen, und etwas tun. Meist ignorieren wir die BettlerInnen, schauen betont sinnlos aus dem Fenster, selbst wenn es - wie in der U1 - nichts zu sehen gibt außer kilometerweit Tunnel und monotone Bahnsteige.
Laut Ferdinand Koller von der BettelLobbyWien handelt es sich bei den BettlerInnen aber großteils nicht um Bettler, die ihr gesammeltes Geld später bei 'Hintermännnern' abgeben müssen. Die Bettelmafia sei somit ein Mythos. Anders sieht das die Polizei. Von einer Bettelmafia will man aber auch hier nicht sprechen: „Das ist einfach organisierte Kriminalität.“
Dabei verdienen Bettler laut der BettellobbyWien ohnehin kaum mehr als 5 bis 25 Euro am Tag und sind damit für organisierte Kriminelle kaum relevant. Zudem verbietet ihnen eine Novelle des 'Wiener Landessicherheitsgesetzes" seit 2010 ''aggressives Betteln''.
Hilfe ist immer mehrstufig verzahnt - bestehend aus Soforthilfe (Geldspende oder eine Semmel kaufen, wie es eine ehemalige Kollegin von mir immer tat, wenn sie ein Bettler/Obdachloser ansprach) und übergeordnet in langfristigem Maßstab durch Entwicklungshilfe (Österreich tut sich da eher unrühmlich hervor.). Sicherlich mag es auch Obdachlose geben, die nicht in Notschlafstellen schlafen wollen, aber ist das wirklich die Mehrheit? Und ist die steigende Zahl armer Menschen in Europa nicht auch die Folge der Sparpolitik, die Reichensteuer, Vermögenssteuer, Bankgeheimnis, Steueroasen und all jene Schlupflöcher für Wohlhabende unangetastet lässt, sich das benötigte Geld dann aber von der Armen holt, und beteuert, es ginge nicht anders, "jeder" müsse seinen Beitrag leisten. Kommt man dann mit 'gerechter Umverteilung', werden sofort kommunistische Anwandlungen heraufbeschworen, Geister totalitärer Vergangenheit.
Flüchtlinge, Obdachlose und Bettler sind nun eine besondere Randgruppenerscheinung. Sie sind namenlos, nur Statistik, selten zeigen sie uns, wie egal sie uns sind, wenn wir ihre Bitten und Betteln ignorieren, wenn wir einfach wegschauen und so tun, als ginge uns ihr Schicksal gar nichts an; als ob wir selbst niemals in deren Situation geraten könnten, als ob wir niemals jemand kennen lernen werden, der sich in dieser Situation befindet oder befinden wird.
Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien unterwegs ist, besonders in den U-Bahn-Stationen, trifft regelmäßig auf die unterschiedlichsten Auswüchse von Obdachlosigkeit und Bettlertum. Wenn es kalt ist, liegen die Obdachlosen mit Schlafsäcken oder Decken in den U-Bahn-Stationen, besonders am Karlsplatz.
Einem von ihnen begegne ich immer wieder, was bei mir Schrecken und tiefe Betroffenheit hervorruft. Es handelt sich um einen älteren Mann in völlig verwahrlosem Zustand, mit zerschlissener Kleidung, grauem-verdrecktem Bart und ebenso grauen Haaren. Seit drei Jahren ist er meist zwischen Reumannplatz und Karlsplatz unterwegs und uriniert vor allen Fahrgästen in die voll besetzte U-Bahn, in die Mistkübel, direkt auf die U-Bahn-Steige oder zuletzt beim Abgang Oper direkt vor den Lift. Wie erreicht man solche Menschen, die sich nur mehr rein instinktiv verhalten? Die wie verschreckte Tiere umhergehen, deren glasige Augen leer und teilnahmslos sind. Sicherlich ist die erste Reaktion von uns 'zivilisierten Menschen', angewidert zu sein, den Schritt zu beschleunigen, den Wagon zu wechseln. Doch der Obdachlose bleibt - außer er wird uns gewaltsam aus den Augen geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Neben den Obdachlosen gibt es noch die klassischen "haste mal n Euro"-Bettler, aber auch die rumänischen BettlerInnen, die durch die U-Bahn gehen, dabei singen oder auf einem Stock gebückt mit flehendem Blick um Spenden bitten. Viele von uns fühlen sich durch die direkte Ansprache in der persönlichen Integrität verletzt, oder anders gesagt: Niemand lässt sich gerne einen Spiegel vor Augen setzen, wenn es heißt, Farbe zu bekennen, und etwas tun. Meist ignorieren wir die BettlerInnen, schauen betont sinnlos aus dem Fenster, selbst wenn es - wie in der U1 - nichts zu sehen gibt außer kilometerweit Tunnel und monotone Bahnsteige.
Laut Ferdinand Koller von der BettelLobbyWien handelt es sich bei den BettlerInnen aber großteils nicht um Bettler, die ihr gesammeltes Geld später bei 'Hintermännnern' abgeben müssen. Die Bettelmafia sei somit ein Mythos. Anders sieht das die Polizei. Von einer Bettelmafia will man aber auch hier nicht sprechen: „Das ist einfach organisierte Kriminalität.“
Dabei verdienen Bettler laut der BettellobbyWien ohnehin kaum mehr als 5 bis 25 Euro am Tag und sind damit für organisierte Kriminelle kaum relevant. Zudem verbietet ihnen eine Novelle des 'Wiener Landessicherheitsgesetzes" seit 2010 ''aggressives Betteln''.
"Streckt ein Bettler die Hand aus, wird das bereits als aggressive Handlung gewertet", sagt Ferdinand Koller von der Bettellobby Wien. Er sieht dadurch das Grundrecht eines Menschen auf Erwerbsfreiheit verletzt. Außerdem verweist er auf die Spendensammler großer NGOs, die auf Wiener Einkaufsstraßen oft sehr aufdringlich würden und Passanten sogar ein Stück nachgingen: "Da misst die Politik eindeutig mit zweierlei Maß."Mein Slalomlauf durch die Fußgängerzone, wenn die NGOs am Sammeln sind, liefert davon beredtes Zeugnis ab. Auch im Wahlkampf wird man von den Parteijüngern angesprochen und quasi um Stimmen 'angebettelt', um das zweierlei Maß einmal auf die Spitze zu treiben.
Hilfe ist immer mehrstufig verzahnt - bestehend aus Soforthilfe (Geldspende oder eine Semmel kaufen, wie es eine ehemalige Kollegin von mir immer tat, wenn sie ein Bettler/Obdachloser ansprach) und übergeordnet in langfristigem Maßstab durch Entwicklungshilfe (Österreich tut sich da eher unrühmlich hervor.). Sicherlich mag es auch Obdachlose geben, die nicht in Notschlafstellen schlafen wollen, aber ist das wirklich die Mehrheit? Und ist die steigende Zahl armer Menschen in Europa nicht auch die Folge der Sparpolitik, die Reichensteuer, Vermögenssteuer, Bankgeheimnis, Steueroasen und all jene Schlupflöcher für Wohlhabende unangetastet lässt, sich das benötigte Geld dann aber von der Armen holt, und beteuert, es ginge nicht anders, "jeder" müsse seinen Beitrag leisten. Kommt man dann mit 'gerechter Umverteilung', werden sofort kommunistische Anwandlungen heraufbeschworen, Geister totalitärer Vergangenheit.
Flüchtlinge, Obdachlose und Bettler sind nun eine besondere Randgruppenerscheinung. Sie sind namenlos, nur Statistik, selten zeigen sie uns, wie egal sie uns sind, wenn wir ihre Bitten und Betteln ignorieren, wenn wir einfach wegschauen und so tun, als ginge uns ihr Schicksal gar nichts an; als ob wir selbst niemals in deren Situation geraten könnten, als ob wir niemals jemand kennen lernen werden, der sich in dieser Situation befindet oder befinden wird.