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Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
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Alle Jahre wieder - und keiner lernt daraus

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Vergangenes Jahr habe ich bereits ausführlich zum WKR, Gegendemonstrationen, Sachbeschädigungen und dem Wurschtigkeitsdenken der Regierung gegenüber den Holocaustüberlebenden gebloggt.

http://wieneralltag.blogspot.co.at/2014/01/proteste-gegen-wkr-ball-eine-farce.html
http://wieneralltag.blogspot.co.at/2014/01/schwer-von-begriff.html
http://wieneralltag.blogspot.co.at/2014/01/lektionen-aus-einer-katastrophe-fur.html
http://wieneralltag.blogspot.co.at/2014/01/sich-zurucknehmen.html

Heute ist der Jahrestag des Befreiung des KZ Auschwitz und am 30. Jänner wird erneut der "Akademikerball" stattfinden. Die Wiener Taxifahrer haben bereits einen Boykott angekündigt, auch einige Lokale in der Innenstadt wollen aus Protest für 1 Stunde das Licht ausschalten. Außerdem findet dieses Mal eine Kundgebung von Holocaustüberlebenden auf dem Heldenplatz statt.

Soweit so gut.

Nun sagt ein Sprecher der linksextremistischen NOWKR-Bewegung dem Standard:
"Wir rufen dazu auf, sich mit vielfältigen Mitteln den Teilnehmern entgegenzustellen"
und weiter:
Daher gelte es, die Teilnehmer am Besuch der Veranstaltung zu hindern. "Lassen Sie sich das gesagt sein, wir werden Sie nicht mit Samthandschuhen anfassen", so die Drohung. Eingeschlagene Schaufenster in der Innenstadt, wie im vergangenen Jahr, seien angesichts des Flüchtlingselends an den EU-Außengrenzen das geringere Problem.
und dann das noch:
Ideologisch will sich das kommunistische Bündnis nicht lediglich gegen den Ball stellen, sondern will mehr: "Unser Ziel ist überhaupt kein Kapitalismus." 
Der Jargon hat mich sofort ans Vorjahr erinnert. 

Ob "Unseren Hass könnt Ihr haben" (Motto vom Vorjahr) oder "Gegen ein Ende der Gewalt" - herauskam letztes Jahr massive Sachbeschädigung an Geschäften, die rein gar nichts mit dem Burschenball zu tun hatten, aber - wie man auf den Bildern sieht -, nicht einmal mit Kapitalismus, außer man zählt Suppenlokale und Sanitärbedarf auch dazu.

Damals ist eine Distanzierung der Sachbeschädigungen seitens der NOWKR-Bewegung leider ausgeblieben, wie die ImZentrum-Sendung unmittelbar nach dem Ball belegte. 

Was lese ich aus dem Ganzen? Einem Teil der Demonstranten geht es, wie bereits bei den Studentenprotesten 2009/2010 und dem Flüchtlingsstreik in der Votivkirche, wieder mal nicht um die Sache, sondern sie instrumentalisiert sie für ihren höheren Zweck: Antikapitalismus - ohne Rücksicht darauf, dass negative Publicity auch denen schadet, die legitime Gründe haben, dass der Burschenball an einem so repräsentativen Ort wie der Hofburg nicht mehr stattfindet.

Die FPÖ wird gestärkt hervorgehen, wenn es wieder Ausschreitungen gibt, und sich darauf berufen, dass es ja alles unbescholtene Bürger seien. Und die Opfer der Kollateralschäden des Protests wird man so auch nicht auf die Seite gegen Rechts ziehen.

Um meine Position zu verdeutlichen:

Ich bin gegen Gewalt, weder gegen die Ballbesucher noch unschuldige Geschäfteinhaber.
Kapitalismus als Ideologie kann man kritisieren, aber dafür muss man keinen legitimen Protest gegen den FPÖ-Ball zweckentfremden.
Ich bin auch gegen den Veranstaltungsort in der Hofburg - und erst recht gegen die zeitliche Nähe zum Holocaustgedenktag.
Ich bin für einen friedlichen, zahlreichen Protest oder Boykott.

"Gewaltlosigkeit bedeutet keineswegs Ablehnung jeglicher Konfrontation mit dem Bösen. Sie ist meiner Auffassung nach im Gegenteil eine Form eines sehr aktiven Kampfes - echter als der gewalttätige Gegenschlag, dessen Wesen im Grunde die Vermehrung der Boshaftigkeit ist."

Mahatma Gandhi


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