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Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
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Lebensmittel wegwerfen

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Lebensmittel wegzuwerfen ist generell ein Unding, und das Problem ist so vielschichtig, liegt so sehr an uns Konsumenten, dass es viel zu leicht wäre, mit dem Finger auf die böse Wirtschaft zu zeigen.

Lebensmittel werden weggeworfen, wenn
  • sie der Ästhetik der Werbeindustrie nicht entsprechen, obwohl sie genießbar wären (z.B. Kartoffeln, die auf dem Acker liegen bleiben und gar nicht weiter verarbeitet werden)
  • die Supermärkte zu viel produzieren, nur damit der Kunde, also WIR, kurz vor Ladenschluss noch das volle Sortiment zur Auswahl haben
  • die Supermärkte den Überschuss nicht an Lebensmitteltafeln weitergeben bzw. öffentlich zugänglich machen, obwohl er dann sowieso im Müll landet
  • im  Supermarkt Obst & Gemüse auf der Ablage faulen oder schimmeln
  • wir selbst im Überfluss einkaufen, besonders tückisch hierbei die Mengenrabatte (1+1 gratis, ab 2 Stück billiger , -10 % auf alles ...)
Häufig zeigt sich: Eine vernünftig geplanter Einkauf erspart markante Kosten, die durch das Wegwerfen und Neukauf entstehen. Aber: Einkaufen ist in Zeiten eines überdimensionalen Angebots schon zur Sucht geworden, zumindest in den Städten. Und da die Zukunft aus Städten besteht und nicht aus dem Leben am Land "Schau dich um, und Du weißt warum!" (Slogan von ÖVP-Pröll in Niederösterreich, ein Bundesland, das außerhalb des Speckgürtels um Wien von Absiedlung und Verödung gekennzeichnet ist) ist die Lebensmittelwegwerfgesellschaft ein akutes Problem in Zeiten, in denen durch Inflation und niedrige Sparzinsen die Bürger schleichend enteignet werden, und das zur Verfügung stehende Geld immer weniger wird.

Solange wir es uns leisten können, frische, genießbare Lebensmittel wegzuwerfen, bzw. schon auf den Äckern die zu großen Kartoffeln und die unrunden Kürbisse liegen zu lassen, kann es uns nicht so schlecht gehen, dass wir griechische Angstzustände bekommen müssen.
Perfide wird es, wenn Plantagen-Arbeiter aus ärmeren Ländern, die diesen Lebensmittelüberschuss nicht haben, Obst liegen lassen müssen, das nicht der äußeren Form entspricht, die die wählerischen Konsumenten der sogenannten ''zivilisierten'' westlichen Welt fordern.

Bitter.

Zur Situation in Wien:

Dazu ein weiterer Filmtipp (Download kostet 5,90 € für 96 min Filmmaterial - diese Summe hat man schnell zusammen, wenn man ein paar mal abgelaufene Milch, Brot, angebrochene Käsepackungen oder Erdäpfel wegwirft):
Und auf der BOKU ist der Pressespiegel zum Thema aufgeführt:
  • Auf den Seiten der Stadt Wien hat man sich dieser Problematik glücklicherweise angenommen:
    " Durchschnittlich werfen der Wiener und die Wienerin jährlich rund 40 Kilogramm an Lebensmitteln weg, die eigentlich gegessen hätten werden können."
     http://www.wien.gv.at/umweltschutz/abfall/lebensmittel/fakten.html
    • Ein ausführlicher Artikel ist auch auf format.at nachzulesen: 
    "Anstatt an einem Wochenende den ganzen Kühlschrank zu füllen und am nächsten die Hälfte wegzuwerfen, sorgen mehrere kleine Einkäufe pro Woche für die nötige Flexibilität. Auch der Einkauf auf Wochenmärkten oder das Abo einer wöchentlichen Gemüsekiste direkt beim Erzeuger spart Abfall. Denn hier landet oft die Ware, die nicht ins starre Einkaufssystem der Konzerne passt. "
    http://www.format.at/articles/1135/525/305563/just-lebensmittel-muelltonne
    Als Gründe werden demnach aufgeführt:
    • falsche Planung von Einkäufen und Mahlzeiten (ungeplante Genusskäufe - besonders wenn man von der Einkaufsliste abweicht) 
    • falsche Lagerung
    • Wegwerfen nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum (nicht zu verwechseln mit "zu verbrauchen bis", siehe hier )
    • zu große Packungen (Rabatt-Angebote, zu wenig Single-Angebote)
    • häufiges Außer-Haus-Essen 
    Was der Einzelne tun kann, kann man auf der Website des Lebensmittelministeriums nachlesen.

    Allerdings ist die Frage nach der Planung manchmal schwierig, da sich Hunger schwer planen lässt. Gerade im (Wechsel-)Schichtdienst folgt der Hunger oft ganz anderen Gesetzen als bei normalen Arbeitszeiten.

    Speziell in Wien besteht nichtzuletzt noch die Möglichkeit, einer der zahlreichen Wochenmärkte zu besuchen, wie etwa den Naschmarkt oder Brunnenmarkt, oder viele kleinere Märkte. Dort kauft man dann schon eher mal das, was man verbraucht, zumal es frisch ist.

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