Zugegeben - während ich die Szene beobachtete, musste ich unweigerlich an Sten Nadolnys 1981 erschienenen Erstling Netzkarte denken, einen Roman über den Studienreferendar Ole Reuter, der eine einmonatige Reise mit der Bundesbahn quer durch Deutschland unternimmt, und dabei so manche weibliche Bekanntschaften macht #aufschrei.
An eine Stelle im Roman erinnere ich mich noch gut. Da sitzt er einer jungen, begehrenswerten Frau gegenüber und möchte sie einladen. Er beginnt mit den Worten "Ich finde Sie schön und würde sehr gerne mit Ihnen sprechen!" Ich glaube, er war erfolgreich.
Der Protagonist des heutigen Tages, ein junger Mann mit vornehmen schwarzen Mantel, am frühen Morgenim Proletenschlauch in der U6 stieg in der Spittelau in den letzten Wagen zu, tänzelte ein wenig hin und her, und bewegte sich doch zielsicher zu den hinteren Sitzen. In der Hand hielt er ein Smartphone (an sich überflüssig zu erwähnen, da inzwischen fast jedes Handy ein Smartphone ist). Plötzlich setzte er sich neben eine junge Frau, die offensichtlich auf dem Weg zur Arbeit war und eine Wiener Gratiszeitung las.
frug er sie :
Auch wenn offensichtlich der Alkohol im Spiel war und er nicht ganz bei Sinnen, hat mich diese Szene doch gerührt. Zuerst blieb ich gespannt, darauf vorbereitet, einzugreifen, falls er sie zu sehr bedrängt - zu sehr sind einem die letzten Horrorgeschichten aus der U6 noch in Erinnerung - , dann aber stellte sich heraus, dass er höflich blieb und ohne rabiat zu werden aufgab.
Auch Huainiggs Kommentar auf seinem Blog kam mir in den Sinn:
PS: Titel korrigiert, irgendwas erschien mir an dem Wort falsch, aber ich wusste nicht was ....
An eine Stelle im Roman erinnere ich mich noch gut. Da sitzt er einer jungen, begehrenswerten Frau gegenüber und möchte sie einladen. Er beginnt mit den Worten "Ich finde Sie schön und würde sehr gerne mit Ihnen sprechen!" Ich glaube, er war erfolgreich.
Der Protagonist des heutigen Tages, ein junger Mann mit vornehmen schwarzen Mantel, am frühen Morgen
"Haben Sie kurz Zeit? Ich muss an der nächsten Station aussteigen!"Was die Frau antwortete, verstand ich nicht. Jedenfalls wollte er kurz in die Zeitung schauen. Dann
frug er sie :
"Haben Sie Lust, mit mir auszusteigen und einen Kaffee zu trinken? Ich hab nicht viel Zeit, ich steig an der nächsten Station aus!"Er frug sie noch ein paar Mal, ehe sie zunächst leise, dann bestimmt "Nein!" sagte, er sich höflich verabschiedete und tatsächlich in der Jägerstraße ausstieg.
Auch wenn offensichtlich der Alkohol im Spiel war und er nicht ganz bei Sinnen, hat mich diese Szene doch gerührt. Zuerst blieb ich gespannt, darauf vorbereitet, einzugreifen, falls er sie zu sehr bedrängt - zu sehr sind einem die letzten Horrorgeschichten aus der U6 noch in Erinnerung - , dann aber stellte sich heraus, dass er höflich blieb und ohne rabiat zu werden aufgab.
Auch Huainiggs Kommentar auf seinem Blog kam mir in den Sinn:
"Eine Assistentin (Anfang 20) von mir hat gemeint, dass es heute schwieriger geworden ist Freunde zu treffen und Beziehungen aufzubauen. Ganz früher hat man sich getroffen, Jahre später hat man lange telefoniert und heute schreibt man sich SMS und verbringt die Freizeit vorm Computer. Da wird es immer schwieriger jemanden wirklich kennenzulernen."Hätte man doch öfters den Mut, auf konventionelle Art jemanden kennenzulernen. Doch selbst wenn der Mut vorhanden ist, so ist es doch oft so, wie von @KatinkaCat beschrieben:
Früher haben sich die Menschen beim Warten noch unterhalten - mittlerweile starren alle in ihr Smartphone #überdigitalisiert #unkommunikativDass es der heutige Protagonist trotz Smartphone in der Hand geschafft hat - Respekt! Und ohne #Aufschrei.
PS: Titel korrigiert, irgendwas erschien mir an dem Wort falsch, aber ich wusste nicht was ....