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Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
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Intervalle barrierefreier Garnituren

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Wie imvorherigen Blogpost bemängelt, fallen den langen Abständen zwischen zwei Niederflurbims vor allem Rollstuhlbenutzer zum Opfer, aber auch Mütter (es sind meistens Mütter, seltener Väter) mit Kinderwagerl, wenn dieser zu schwer ist, ihn in die alte Bim zu heben oder sich niemand zur Hilfe anbietet (soll vorkommen). Heute in der Rush Hour zwischen 16.00 und 17.00 durften jene, die auf Niederflurgarnituren angewiesen sind, ganze 20 min in der Josefstädter Straße auf die nächste 2er stadtauswärts warten. Es mag für uns Fußgänger und Nichtkinderwagerlbesitzer schon nervig und stressig genug sein, wenn wir ganze 9 Minuten auf die nächste Bim warten müssen, die wieder mal irgendwo im Stau steht, weil ein depperter Falschparker den Gleistrog verstellt hat, aber wie planen Menschen mit Handicap und Mütter oder Väter mit Kinderwagerl ihren Alltag? Interessanterweise werden auf den Linien 46 und 44 ausschließlich Niederflurgarnituren geführt, nicht aber auf den Linie 2 und 6. Was unter der Woche aufgrund der dichten Intervalle normalerweise (!) kein Drama ist, wird am Wochenende beschwerlicher, wenn die Intervalle verlängert sind und schon mal abstruse Anzeigen wie "32 min" bis zur nächsten Niederflurgarnitur erscheinen. Ist das barrierefrei? Von den alten S-Bahn-Garnituren mit Stiegeneinstieg möchte ich erst gar nicht reden, die man sowohl auf der Stammstrecke als auch auf der S45 findet. Auch die Dimensionierung der U-Bahn-Stationen selbst ist manchmal fragwürdig. Wer etwa in der Johnstraße in die U3 hinabsteigt, findet eine sehr geräumige Station mit Lift, Stiegen und Rolltreppen, die auch hinabführen. In vielen Stationen hingegen führen nur Stiegen hinab (und ein Lift), etwa in Wien-Mitte zur U3 und U4, obwohl Wien-Mitte der zentrumsnaheste Bahnhof in Wien ist. Am Südtiroler Platz, wo die U1 künftig die Menschenmassen vom Hauptbahnhof schlucken wird, gibt es überhaupt nur einen Lift und eine Rolltreppe. Das ist nervig für ältere Menschen, für die der Weg die Stiegen hinab beschwerlich ist, für Kinderwagerlbesitzer, und für Rollstuhlfahrer. Und für Radfahrer, die das Rad mit in die U-Bahn nehmen wollen. Irgendwie beißt sich das mit den vorhandenen Liftressourcen. Ich versuche es daher oft gar nicht, schade. In Summe bin ich also froh, nicht zu den Betroffenen zu gehören, die auf barrierefreie Zugänge zu den Öffi-Stationen und Verkehrsmitteln angewiesen sind. Das heißt aber nicht, dass es mir am Arsch vorbeigeht, denn jeder von uns kann irgendwann einen Unfall oder eine Erkrankung erleiden, bekommt einmal Kinder oder wird alt und kraftlos. Dann ist man froh, wenn einem der Alltag nicht unnötig schwer gemacht wird.

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