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Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
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Zusammenfassung

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Wenn ich mich selbst durch die Suchmaschinen schicke, summiere ich mich zu einem detaillierten Persönlichkeitsprofil, das bereits eine Netzvergangenheit von über zehn Jahren hat. Aber was glaubt man dann eigentlich über mich zu wissen? Dass ich ...
  • ...wetterbegeistert bin. Na und?
  • ...gerne lese und viel schreibe. Na und?
  • ... lieber Rad als Auto fahre und für Verbesserungen der Radinfrastruktur kämpfe. Na und?
  • ...politisch eher links als rechts stehe. Na und?
  • ...ich mich für Politik in Österreich interessiere. Na und?
Ich trete gegen Rassismus, Diskriminierung und generell für Minderheiten ein - unabhängig von Parteienideologie. Sich zu kategorisieren hemmt das sich Öffnen gegenüber neuen Perspektiven. Das bedeutet keineswegs, Gedankengut nachhängen zu müssen, das gegen Grund- und Menschenrechte verstößt. Das ist für mich die Grenze, denn wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein.

In meiner langjährigen Netzvergangenheit habe ich auch viele dumme Beiträge geschrieben, wer hat das nicht? Ich habe Beiträge geschrieben, für die ich mich heute schäme und die ich am liebsten rückgängig machen würde. Ich habe Beiträge aus Unwissenheit oder Naivität geschrieben, manchmal auch aus Impulsivität heraus.

Mich hat vor zehn Jahren niemand gefragt, ob ich Internet will. Heute hat fast jeder Haushalt einen Internetzugang. So etwas wie Benimm-Dich-Kurse gab es damals nicht, auch keine schlauen Ratgeber, wie sie jetzt zwanzig Jahre später wie Schwammerl aus dem Boden schießen. Heute ist es leicht für die alten Digital-Hasen zu sagen: "Wer vernunftbegabt ins Internet eintritt, der hat auch nichts zu befürchten."

Was ich mich aber schon frage: Warum gibt es im Internet keine Verjährung? Warum muss ALLES, was wir jemals im Internet schrieben, für immer für alle nachvollziehbar sein? "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" Im Internet erkennt man nicht auf Anhieb den Zeitpunkt oder den Kontext, geschweige denn die Intention der Person, weshalb sie etwas schrieb. Das ist häufig nur auf Anfrage möglich, was aber die wenigsten tun. Meist wird vom schlechtestmöglichen Hintergrund ausgegangen, und das kann die Zukunft versauen.

Die Frage um Datenschutz im Internet, nicht zuletzt wegen des Überwachungsskandals, aber auch schon lange davor, ist nicht trivial. Nach einem Schabernack in der Schule kräht heute kein Hahn mehr, nach einem dummen Posting in irgendeinem Forum oder "sozialen" Netzwerk dagegen schon. Und weil wir gerade beim Attribut sozial sind. Sozial ist es nicht, Dummheit stehen zu lassen.

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