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Channel: Wiener Alltagsbeobachtungen
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Austria Gaga

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Da gründet ein austrokanadischer Milliardär eine Partei, die er nach seinem Namen benennt. Inhaltlich irgendwo zwischen liberal und populistisch, natürlich eher rechts als links. Bestehen tut die Partei aus ehemaligen Mitgliedern einer anderen Partei, die gerade auf dem absteigenden Ast ist. Mit Größenwahnsinn lässt der Parteigründer verlauten, bei der Nationalratswahl Erster werden zu wollen. Tatsächlich erreicht die Partei nur knapp 6 %. Das reicht zwar für den Einzug (sie saßen auch davor schon drin, weil Mandatare übergelaufen waren, sehr demokratisch), aber nicht für Zweierkoalitionen oder gar den Kanzler. Weil der Gründer nun sauer ist, wirft er sein Spielzeug wieder weg. Erst schmeißt er sämtliche Landeschefs raus, lässt Köpfe am laufenden Band rollen, dann versagt er die weitere Finanzierung und möchte die Kredite zurück, mit denen er die Landesparteien aufgepäppelt hat. Das Ende von der Geschichte: Knapp ein Jahr hat dieses Parteienkonstrukt durchgehalten, jetzt wird es sich wahrscheinlich auflösen. Den Friedensnobelpreis der Herzen hat der Mann trotzdem schon längst bekommen: Dank der Irren, die nicht Strache, sondern ihn trotz verquaster TV-Auftritte wählten, ist die FPÖ nicht stimmenstärkste Partei geworden und kann nicht den Kanzleranspruch stellen. Spätestens jetzt ist auch die Dreierkoalition aus ÖVP-FPÖ und dieser Partei wieder vom Tisch, die in Österreich die große Koalition abgelöst und zum zweiten Mal seit Haider 2000 (schwarzblau) einen Spagat nach Rechts eingeleitet hätte. Weder ÖVP noch FPÖ wollen mit dem gaga gewordenen Parteigründer noch etwas zu tun haben, eine gemeinsame Regierungsbildung schon gar nicht. Damit bleibt als sicherste Mehrheitsvariante nur die Fortsetzung der Großen Koalition, die zwar Stillstand, aber wenigstens kein Rückschritt bedeutet, erst Recht keine rechtsextremen Politiker mehr an die Spitze eines Landes setzt, das seit Jahrhunderten als Schmelztiegel der Kulturen eher in positiver Manier hervorzuheben ist.

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